In den bisherigen Lektionen über Niederschlag haben wir einen für die Schweiz wichtigen Aspekt ignoriert. Ein großer Teil des Niederschlags fällt nicht als Regen, sondern als Schnee. Je nachdem, wo in der Schweiz wir uns befinden, kann dies mehr als die Hälfte des Jahres Niederschlages sein. In diesem Video wollen wir uns daher den Schnee etwas genauer anschauen. Grundsätzlich fällt Niederschlag als Schnee, wenn die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt liegen. Sie haben aber sicher auch schon beobachtet, dass es bisweilen schneit, obwohl die Temperaturen etwas über Null Grad liegen. Nun, die Temperaturen nehmen mit der Höhe ab und es kann daher in den Wolken Minusgrade haben, auch wenn es am Boden wärmer ist. Unter Umständen kann dann die Schneeflocke den Boden erreichen, bevor sie geschmolzen ist. Dies ist vor allem bei trockener Luft möglich. In dieser Situation verdunstet, oder mit dem Fachausdruck sublimiert, einen Teil des Schnees während des Falles. Und dank der Verdunstungskälte, kühlt sich die Schneeflocke dadurch sozusagen selber ab. Messungen bei Schnee und Eis sind schwierig. Normale Niederschlagsmesser, wie dieser hier, funktionieren meistens nicht für Schnee. Andererseits bleibt der Schnee im Gegensatz zum Regen erst einmal auf dem Boden liegen und kann dort gemessen werden. Dies kann man manuell tun oder mithilfe automatischer Messstationen. Schneemengen zu beschreiben, verwenden Hydrologen gerne den Begriff des Schneewasseräquivalents. Dies ist die Wassermenge, oder besser die Wasserhöhe, die man erhalten würde, wenn man den Schnee schmelzen würde. Das Verhältnis von Schneehöhe zur Wasserhöhe ergibt sich aus der Schneedichte. Bei neu gefallenem Schnee ist es etwas 100 Kilo pro Kubikmeter. Damit ergibt sich aus einer Schneehöhe von einem Zentimeter eine Wasserhöhe von einem Millimeter. Älterer Schnee kann höhere Dichten von bis zu 500 Kilo pro Kubikmeter haben. In diesem Fall würde ein Zentimeter Schnee 5 Millimeter Wasserhöhe entsprechen. Wie groß das Wasseräquivalent bei einer bestimmten Schneehöhe ist, hängt also von der Dichte des Schnees ab. Bei frischem, kaltem und daher trockenem Neuschnee, beträgt das Wasseräquivalent zehn Prozent der Schneehöhe. Mit der Zeit verdichtet sich der Schnee aufgrund von Wind, tauen und gefrieren und wegen dem Druck durch aufliegenden Schnee. Älterer Schnee hat daher häufig eine höhere Dichte, besonders, wenn der Schnee feucht ist, also flüssiges Wasser enthält. Schnee, der ein ganzes Jahr lang liegen bleibt, wird zu Firn, und in den Gletschern nach langen Jahren schließlich dann zu Eis. Die Schneemenge an einem Ort zeigt häufig einen typischen Jahresverlauf. Im Winter steigt die Schneemenge schrittweise an, teilweise unterbrochen von einzelnen Schneeschmelzereignissen. Im Frühling erwärmt sich der Schnee zunächst, bevor dann relativ schnell abschmilzt. Hier sehen wir die Werte für Schneewasseräquivalent im April im langjährigen Mittel. Grundsätzlich ergibt sich die räumliche Variation aus der Niederschlagsmenge und der Temperatur. Da finden wir in den Zentralalpen die höchsten Werte von bis über 1000 Millimeter und im Mittelland eher geringere Werte. Wir können uns den Jahreszeitenverlauf der Schneemengen, wieder als Schneewasseräquivalent ausgedrückt, genauer in seiner Variation mit der Höhe anschauen. Hier haben wir eine schematische Darstellung für ein Jahr basierend auf Beobachtungen in den nordöstlichen Voralpen. Im Dezember haben wir in der Höhe bereits Schnee, während es weiter unten noch grün war. Der Schnee akkumuliert sich dann zunehmend über die Monate. In den tieferen Lagen beginnt bereits die Schneeschmelze, während es in der Höhe die Schneemenge weiterhin zunimmt. Gegen Ende des Frühlings ist der Unterschied in der Höhe dann auch besonders ausgeprägt. Die Schneemenge variiert häufig auch sehr kleinräumig. Im Frühling können wir deutliche Unterschiede zwischen Nord- und Südhängen sehen. Der Schnee bleibt aber auch dort besonders lang liegen, wo sich aufgrund von Topographie und Wind mehr Schnee angesammelt hatte. Wichtig im Zusammenhang mit Schnee ist auch die Schneefallgrenze. In größeren eisigen Gebieten, die sich über mehreren Höhenzonen erstrecken, fällt im Frühling oder Herbst häufig ein Teil des Niederschlags als Schnee. Dieser Teil wird erst verzögert abflusswirksam. Steigt die Schneefallgrenze, steigt auch der Regenanteil, und es kann damit zu höheren Abflussspitzen kommen. Ein wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit Schnee ist auch die Rolle der Vegetation, je nachdem wie feucht oder pappig der Schnee ist, können bisweilen recht große Mengen des Schnees auf Bäumen und Gebüschen liegen bleiben. Da hier dann der Wind gut durchweht, kann ein recht großer Teil des Schnees verdunsten. Dadurch verringert sich die Menge des Schnees, der zum Abfluss kommt. Schnee spielt eine wichtige Rolle in der Schweiz, insbesondere hat die Schneeakkumulation und -schmelze, einen entscheidenden Einfluss auf den Abfluss. Darauf werden wir in den Lektionen über Abfluss noch zurückkommen.